Notstrom leicht erklärt

Notstrom, Ersatzstrom, Full Back einfach erklärt - Was bedeuten die Begriffe genau?

Ein Stromausfall ist für viele Menschen ein unangenehmes Szenario: Plötzlich sitzt man im Dunkeln, der Kühlschrank läuft nicht mehr und das Handy droht bald leer zu sein. Für Betreiber einer PV Anlage stellt sich daher die Frage: Kann ich meine eigene Anlage nutzen, um weiterhin Strom zu haben? Genau hier kommt der Begriff Notstrom ins Spiel.

Doch schnell wird klar, dass Begriffe wie Ersatzstrom, Notstromversorgung, Full Backup oder Inselanlagen oft durcheinandergeworfen werden. Viele Wechselrichter-Hersteller nutzen diese Wörter zudem unterschiedlich, was für Verwirrung sorgt. In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Unterschiede und zeigen, wie du bei Stromausfall Solarstrom nutzen kannst.

Was bedeutet Notstrom eigentlich?

Im Alltag wird Notstrom oft als Sammelbegriff für jede Art von Stromversorgung bei Netzausfall verwendet. Technisch gesehen gibt es aber klare Unterschiede. In Krankenhäusern sorgen große Dieselaggregate dafür, dass lebenswichtige Geräte weiterlaufen. In Haushalten mit PV-Anlage übernimmt diese Aufgabe der Wechselrichter und der Speicher.

Wichtig zu wissen: Notstrom ist kein genormter Begriff. Laut VDE gibt es offiziell nur „Netzersatzanlagen“. Im Photovoltaik-Bereich sprechen wir dagegen meist von drei Varianten:

  1. Notstromversorgung (Steckdosenlösung)

  2. Ersatzstrom (Teil- oder Full Backup)

  3. Inselanlagen

Unterschied Notstrom & Ersatzstrom – die Grundlagen

Der Unterschied zwischen Notstrom und Ersatzstrom ist entscheidend, um die passende Lösung zu wählen:

  • Notstrom bedeutet in der Regel eine einfache Steckdosenlösung. Bestimmte Verbraucher können manuell angeschlossen werden, wenn das Netz ausfällt.

  • Ersatzstrom geht weiter: Hier werden Teile oder sogar das gesamte Hausnetz automatisch versorgt. Das ist komfortabler, erfordert aber mehr Planung und Technik.

Dieser Unterschied ist vor allem für Hausbesitzer mit einer Solaranlage bei Stromausfall relevant, die nicht nur einzelne Geräte, sondern gleich mehrere Stromkreise absichern möchten.

Lösung Vorteile Nachteile
Notstrom-Steckdose • Sehr günstig und schnell umgesetzt
• Flexible Nutzung je nach Bedarf
• Kaum Installationsaufwand
• Verbraucher müssen manuell umgesteckt werden
• Nur wenige Geräte gleichzeitig nutzbar
• Wenig Komfort
Ersatzstrom Light • Automatische Umschaltung bei Netzausfall
• Wichtige Stromkreise bleiben versorgt
• Komfortabler als Steckdosenlösung
• Aufwendigere Installation
• Nur ausgewählte Verbraucher abgesichert
• Höhere Kosten als Steckdosenlösung
Full Backup • Gesamtes Hausnetz bleibt versorgt
• Höchster Komfort und Sicherheit
• Automatische Umschaltung
• Gefahr der Überlastung
• Speicher entlädt sich schnell
• Höhere Investitionskosten
Inselanlage • Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz
• Autarkie auch bei langen Ausfällen
• Ideal für abgelegene Standorte
• Sehr teuer in der Umsetzung
• Hoher Platzbedarf für PV & Speicher
• Für normale Haushalte meist überdimensioniert


Die Notstromversorgung im Detail

Die einfachste Variante ist die Notstrom-Steckdose am Wechselrichter. Sobald das Netz ausfällt, können hier wichtige Geräte wie Kühlschrank, Router oder Ladegeräte angeschlossen werden. Diese Lösung ist schnell installiert, flexibel nutzbar und vergleichsweise günstig.

Vorteile der Notstrom-Steckdose

Ein großer Pluspunkt ist die unkomplizierte Umsetzung. Mit wenig Aufwand erhält man eine Absicherung, die bei kurzen Stromausfällen zuverlässig die wichtigsten Geräte weiterlaufen lässt. Zudem kann flexibel entschieden werden, welches Gerät im Notfall angeschlossen wird – vom Handy über die Gefriertruhe bis hin zur Schreibtischlampe.

Nachteile der Notstrom-Steckdose

Die Schwächen liegen vor allem in der Handhabung. Verbraucher müssen im Ernstfall manuell umgesteckt werden, was in einer Stresssituation unpraktisch sein kann. Außerdem ist die Leistung begrenzt, sodass nur wenige Geräte gleichzeitig betrieben werden können.

Ersatzstrom – Teil- und Vollversorgung

Bei Ersatzstrom gibt es zwei Varianten:

1. Ersatzstrom Light (Teilversorgung)

Bei dieser Lösung werden bestimmte Stromkreise im Haus fest mit dem Backup-Ausgang des Wechselrichters verbunden. Typische Beispiele sind Kühlschrank, Gefriertruhe oder einzelne Lichtkreise. Sobald das Netz ausfällt, laufen diese Verbraucher automatisch weiter – ganz ohne Zutun des Besitzers.

Vorteile der Ersatzstrom-Light-Lösung

Der Komfort ist deutlich höher als bei der reinen Steckdosenlösung. Dank der automatischen Umschaltung merkt man den Netzausfall kaum. Zudem lässt sich die Lösung gut planen und auf die wichtigsten Verbraucher im Haushalt abstimmen.

Nachteile der Ersatzstrom-Light-Lösung

Die Installation ist aufwendiger, da die Stromkreise gezielt vom Elektriker vorbereitet werden müssen. Außerdem sind nur die gewählten Verbraucher abgesichert. Andere Geräte bleiben im Ernstfall ausgeschaltet.

2. Full Backup (volle Ersatzstromversorgung)

Beim Full Backup wird das gesamte Hausnetz über die PV-Anlage und den Speicher weiterbetrieben. Alle Geräte laufen wie gewohnt, sodass ein Stromausfall im Alltag kaum spürbar ist.

Vorteile des Full Backup

Diese Variante bietet den höchsten Komfort und maximale Sicherheit. Die Umschaltung erfolgt automatisch und alle Geräte im Haushalt bleiben nutzbar – von der Beleuchtung bis zur Unterhaltungselektronik.

Nachteile des Full Backup

Die Umsetzung ist technisch und finanziell anspruchsvoller als bei anderen Lösungen. Zudem besteht die Gefahr, dass der Stromspeicher schnell entladen ist, wenn zu viele Geräte gleichzeitig betrieben werden. Auch eine Überlastung des Wechselrichters ist möglich, wenn die angeschlossene Leistung die technische Grenze überschreitet.

Inselanlagen – die unabhängige Lösung

Eine Inselanlage macht den Haushalt komplett unabhängig vom öffentlichen Stromnetz. Sie versorgt dauerhaft alle Verbraucher ausschließlich mit Solarstrom und Batteriespeicher. Damit das funktioniert, braucht es jedoch eine große PV-Fläche, leistungsstarke Speicher und spezielle Inselwechselrichter. Häufig wird zusätzlich ein Notstromaggregat eingebunden, um längere Schlechtwetterperioden zu überbrücken.

Vorteile von Inselanlagen

Der offensichtlichste Vorteil ist die vollständige Unabhängigkeit vom öffentlichen Netz. Wer autark leben möchte, etwa in einer abgelegenen Hütte oder einem Ferienhaus ohne Netzanschluss, findet in einer Inselanlage eine passende Lösung.

Nachteile von Inselanlagen

Für den normalen Haushalt in Deutschland sind sie meist weder nötig noch wirtschaftlich. Die hohen Investitionskosten und der erhebliche Platzbedarf machen eine Umsetzung aufwendig. Hinzu kommt, dass Stromausfälle hierzulande meist nur wenige Minuten oder Stunden dauern, sodass eine Inselanlage in der Regel überdimensioniert ist.

Wichtige Anforderungen für jede Notstromlösung

Egal ob Notstrom, Ersatzstrom oder Inselanlage – einige technische Punkte müssen immer beachtet werden:

  1. Wechselrichterleistung beachten
    Ein Wechselrichter mit 10kW kann auch im Notstrombetrieb nur 10 kW liefern.

  2. Sicherheit geht vor
    Schutzschalter (RCD, LS) müssen integriert sein.

  3. Automatische Trennung vom öffentlichen Netz
    Damit kein Strom in die Leitungen eingespeist wird, an denen gearbeitet wird.

  4. Speichergröße und PV-Leistung
    Nur wenn genügend Kapazität vorhanden ist, lassen sich Ausfälle überbrücken.

Praxisbeispiel: PV Anlage bei Stromausfall sinnvoll nutzen

Stell dir vor, der Strom fällt an einem Winterabend aus. Mit einer kleinen Notstromsteckdose könntest du zumindest dein Handy laden und den Kühlschrank sichern. Mit einer Ersatzstromlösung läuft automatisch auch das Licht weiter. Ein Full Backup würde dir sogar erlauben, den Fernseher einzuschalten. Allerdings mit dem Risiko, dass der Speicher schneller leer ist.

So wird deutlich: Je größer die Lösung, desto komfortabler, aber auch teurer. Der Unterschied zwischen Notstrom und Ersatzstrom ist daher vor allem eine Frage von Budget und Sicherheitsbedürfnis.

Fazit: Welche Lösung ist sinnvoll?

Für die meisten Haushalte in Deutschland genügt eine Ersatzstromlösung Light oder eine einfache Notstromsteckdose, um die wichtigsten Geräte abzusichern. Ein Full Backup lohnt sich dann, wenn man wirklich maximale Sicherheit möchte. Inselanlagen dagegen sind eher eine Nischenlösung, zum Beispiel für Berghütten oder Ferienhäuser ohne Netzanschluss.

Das Wichtigste ist, die eigene Anlage so zu planen, dass man im Ernstfall bei Stromausfall Solarstrom nutzen kann, ohne überfordert zu sein.

Häufige Fragen zum Thema Notstrom bei PV-Anlagen

Kann meine PV Anlage bei Stromausfall Strom liefern?
Ja, mit einer Notstrom- oder Ersatzstromlösung ist das möglich. Ohne Speicher oder spezielle Umschaltung liefern PV-Anlagen im Standardbetrieb jedoch keinen Strom bei Netzausfall.

Was ist der Unterschied zwischen Notstrom und Ersatzstrom?
Notstrom bedeutet meist eine manuelle Steckdosenlösung. Ersatzstrom hingegen versorgt automatisch ausgewählte oder alle Verbraucher im Hausnetz.

Brauche ich eine Inselanlage für Notstrom?
Nein, Inselanlagen sind nur sinnvoll, wenn du komplett autark sein möchtest. Für kurze Stromausfälle reicht eine normale Ersatzstromlösung völlig aus.

Wie groß muss mein Speicher sein, um bei Stromausfall sicher zu sein?
Das hängt von deinem Verbrauch ab. Für Grundlasten wie Kühlschrank, Router und Licht reichen oft 5–10 kWh Batteriespeicher. Für Full Backup oder größere Haushalte sind 15–20 kWh sinnvoller.

Wie speise ich Notstrom ins Hausnetz ein?
Das geschieht über den Backup-Ausgang des Wechselrichters. Je nach Lösung kann das eine einzelne Notstromsteckdose sein, bestimmte Stromkreise (Ersatzstrom Light) oder sogar das gesamte Hausnetz (Full Backup). Wichtig ist, dass der Wechselrichter dabei sicher vom öffentlichen Netz getrennt wird.

Wie viel kostet eine Notstromversorgung?
Die Kosten variieren stark: Eine einfache Steckdosenlösung ist bereits für wenige hundert Euro möglich. Ersatzstromlösungen, die Stromkreise einbinden, liegen meist zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Für ein Full Backup oder eine Inselanlage muss man deutlich tiefer in die Tasche greifen. Hier sind 5.000 Euro und mehr realistisch.

Kann ich meine PV-Anlage als Notstrom nutzen?
Ja, das geht. Allerdings nur, wenn der Wechselrichter eine Notstrom- oder Ersatzstromfunktion unterstützt und ein Speicher vorhanden ist. Reine Einspeiseanlagen ohne Speicher schalten sich bei Netzausfall automatisch ab und liefern keinen Strom.

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